DER KESSEL VON PRIEROS

Eine Illjuschin II-2 1945 über Berlin.

Der "Eiserne Gustav", das gefürchtete Schlachtflugzeug der Roten Armee.

[Foto: wikimedia.org/public domain]
[Foto: wikimedia.org/public domain]
[Bildzitat: Der Kessel von Halbe. Richard Lakowski, Karl Stich.]
[Bildzitat: Der Kessel von Halbe. Richard Lakowski, Karl Stich.]
[Fotograf: R. Saalfeld 2017. Flak Stellung nahe Sporthaus Dubrow]
[Fotograf: R. Saalfeld 2017. Flak Stellung nahe Sporthaus Dubrow]

[AK: Luftbild 11680. Industrie-Fotografen Klinke & Co.]
[AK: Luftbild 11680. Industrie-Fotografen Klinke & Co.]

Die Endphase des II. Weltkrieges mit der Eroberung der Hauptstadt Berlin trat im April in die entscheidende Phase.

 

Obwohl im Zentrum des Kessels von Prieros gelegen, blieb die Ortschaft mit ihrer Reichsseesportschule von Kriegshandlungen und Zerstörung weitgehend verschont. Sowohl die verteidigende 32. Freiwilligen Grenadier Division "30. Januar" unterlief den "Führerbefehl" vom 19. März 1945 zur Zerstörung der Infrastruktur als auch die Rote Armee, die beide die weithin sichtbare ungetarnte Reichsseesportschule verschonten. Die in unmittelbarer Nähe des Sporthauses befindliche Flakstellung hatte wohl eher Alibifunktion, um die Marine-HJ Schüler in Sicherheit zu wiegen. Es kann davon ausgegangen werden, dass vor dem Entstehen des militärischen Rings um den 20. April 1945 die Reichsseesportschule aufgegeben wurde. Es wurden einzelne Schüler gesehen, die mit Proviant im Rucksack gen Westen entlassen wurden.

 

Die erst 1932/33 neu gebaute Stahlbetonbrücke an der Weggabelung zum Sporthaus Dubrow wurde durch die 32. SS Freiwilligen Grenadier Division "30. Januar" gesprengt.

 

Diese [Brücke] sprengte die SS am 26. April 1945 von einem darunter positionierten Motorschiff aus, als der Sieg der Roten Armee über Hakenkreuz-Deutschland bereits feststand.

[Quelle: Festschrift 700 Jahre Prieros]

 

.....warfen einen Tag später russische Flugzeuge sieben Bomben ab, deren Ziel nicht das Dorf und seine Bewohner, sondern die Zerschlagung der faschistischen Armee war. [Quelle: Festschrift 700 Jahre Prieros]

 

Die Angestellte der Bäckerei in Prieros Else Enters, 1941 aus Oberschlesien geflohen, beschreibt den russischen Angriff wie folgt. Dann standen wir nach einem Angriff russischer Bomber vor den Trümmern jener Bäckerei, bei der ich in Lohn und Brot war. [Quelle: Festschrift 700 Jahre Prieros]


                                KRIEGSENDE

[Foto: wikimedia.org/public domain]
[Foto: wikimedia.org/public domain]
[BA. Bild 183-32951-004/CC BY-SA 3.0 de. Waldfriedhof Halbe. Fotograf: Peter Heinz Hinze,. 19.9.1955]
[BA. Bild 183-32951-004/CC BY-SA 3.0 de. Waldfriedhof Halbe. Fotograf: Peter Heinz Hinze,. 19.9.1955]

Am 1. Mai 1945 schwiegen die Waffen in den Wäldern des Dahme-Seengebietes. Das Ende der Kesselschlacht von Halbe mit ihrem kleineren Kessel von Prieros mit ca. 20 km Durchmesser tangierte auch die nähere Umgebung des Sporthauses Dubrow. Zeitzeugen der Ortschaft Prieros hatte dazu ihre Eindrücke der ersten Nachkriegszeit geschildert. Als Kinder spielten sie in ausgebrannten Fahrzeugen und mit verrosteten Waffen aller Art. Hier um Prieros befanden sich 10. bis 14.000 deutsche Soldaten der Wehrmacht, Luftwaffe und Kriegsmarine mit geschätzten 20.000 Zivilisten in einem babylonischen Chaos. Auf der Flucht vor der Roten Armee und in Geiselhaft der deutschen Generalität suchten die Flüchtlinge aus den Ostgebieten einen Ausweg aus ihrer hoffnungslosen Situation. Ganze Familien, elternlose Kinder, Alte und Erschöpfte, mit Vieh, Handkarren, Haushaltsgerät bewegten sich apathisch in einem Umlauf, der keine Öffnung gen Westen freigab. Im grossen Kessel von Halbe standen sich zum Kriegsende 280.000 Soldaten der Roten Armee und 80.000 Soldaten der Wehrmacht gegenüber. Ein apokalyptisches Inferno erforderte ungefähr 20.000 Tote auf russischer über 40.000 Tote auf deutscher Seite, darunter ca. 2.000 Zivilisten. Auch in der Seeenge von Prieros spielten sich Tragödien ab, die menschliche Vorstellungsvermögen überfordern. Die Gegend war übersät mit toten Menschen und Tieren, sowie von unüberschaubarem militärischen Schrott und verstreuten Habseligkeiten der Zivilisten. Auch heute noch zeugen Knochenfunde bei Strassenbauarbeiten von einer menschlichen Tragödie unermesslichen Aussmasses.

 

WAISENUNTERKUNFT IM SPORTHAUS


Foto links: Kinder auf der Flucht aus den Ostgebieten.

 

 

 

 

Foto rechts: Waisenkind mit neuer Mutter. Berlin,

Nov. 1945.

 

[BA. Bild 183-2003-0703-500/CC-BY-SA 3.0 de]
[BA. Bild 183-2003-0703-500/CC-BY-SA 3.0 de]
[BA. Bild 183-NO301-301-373 Donath, Otto/CC-BY-SA 3.0]
[BA. Bild 183-NO301-301-373 Donath, Otto/CC-BY-SA 3.0]

Im Krieg verdienen die unser tiefstes Mitleid, die sich nicht wehren können. Kinder, die mit Verzweiflung, Hunger, Krankheit und Hilfslosigkeit in ihr perspektivloses Leben starten.

 

Zwischen der Kapitulation des III. Reiches am 7./8. Mai 1945 und dem ersten Dokument einer Plünderung des Sporthauses Dubrow vom 30. November 1945 war angeblich in der ehemaligen Reichsseesportschule eine Unterkunft für Waisenkinder aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten eingerichtet. So verstand der Autor ein Gespräch vor Ort 2017. Etwas anders klingt dazu die Information wie folgt:

 

Das Objekt wurde auf Weisung der sowjetischen Militärdienststellen ein Heim für elternlose, unterernährte Berliner Kinder.

[Quelle: Festschrift 700 Jahre Prieros]

 

Es fällt schwer der militärischen Führung der russischen Besatzungsmacht moralische humane Beweggründe zuzuordnen. Die Genehmigung kann als ein Signal an die Bevölkerung zu sehen, die das Leid der Zivilisten in den letzten Kriegstagen nicht ausschliesslich dem NS-Regime aufbürdet. Viele der Kinder, die auf dem Treck oder im Kriegskessel als Waisen überlebten, hatten keine Namen oder konnten sich nicht mehr daran erinnern.

 

In vielen Ortschaften des Halber Kessels fanden kleine Kinder Aufnahme, die ihre Angehörigen verloren hatten. Man musste ihnen neue Namen geben, beispielsweise nach den Orten, wo man sie fand. So kam der kleine Peter Neuendorf zu seinem Familiennamen. Ein Mädchen wurde nach seiner Fundstelle Inge Postkeller genannt.

[Quelle: Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.]

 

Beim Umgang des sowjetischen Militärs mit aufgegriffenen Kindern und Jugendlichen im Alter von 12 bis 18 Jahren wurden diese generell mit kämpferischer NS-Gesinnung angesehen.

 

Südlich von Fürstenwalde/Spree[30 km von Prieros] befand sich vom April 1945 bis zum Februar 1947 das sowjetische Speziallager Ketschendorf. Der sowjetische Geheimdienst NKWD/MWD sah in den 12-18-jährigen generell Angehörige des "Wehrwolf", eine nationalsozialistische Organisation, die im Grunde nur auf dem Papier existierte. Von den nahezu 2.000 in Ketschendorf inhaftierten Jugendlichen starben mehr als die Hälfte an Hunger und Seuchen. Sie wurden zunächst in Massengräbern zwischen dem Lager und der nahegelegenen Autobahn verscharrt.

[Quelle: Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.]


AUTOR

Dipl. Ing. Architekt

Reinhard Saalfeld

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Prierosbrück

Brandenburg

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Vom Sporthaus Dubrow 1928 zum

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